
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Der Sommer 2024 steht vor der Tür, und mit ihm unser alljährliches Ritual der Urlaubsplanung. Als Architekten mit Erfahrung im Entwerfen von Räumen fragen wir uns: Wie gestalten wir den perfekten Urlaubsraum in Zeiten, in denen selbst die Akropolis wegen Hitze schließt und in Rom die Taxis streiken?
Während in Mallorca und den Kanaren es mehr Kreuzfahrtpassagiere als Einheimische gibt und die Bevölkerung „Tourists go home!“ ruft, laden Stockholm und Kopenhagen mit gähnender Leere. Es scheint, als hätten sich die Urlauberinnen und Urlauber in einer kosmischen Fehlplanung gleichmäßig falsch verteilt. Sollten wir einen internationalen Urlauber-Tauschhandel entwerfen?
Der Geheimtipp dieses Jahr: Paris! Dank der Olympischen Spiele verzeichnet die Stadt der Liebe einen Buchungsrückgang von 25%. Endlich können wir die Mona Lisa ohne Ellbogen im Gesicht bewundern! Allerdings rate ich davon ab, mit dem Taxi vom Flughafen in die Stadt zu fahren – es sei denn, wir möchten die Strecke als improvisiertes Marathontraining nutzen.
Als Planer erkennen wir die Parallelen zwischen Gebäuden und Urlaubszielen: Beide sollten funktional sein, gut aussehen und ihre Nutzerinnen und Nutzer begeistern. Vielleicht könnten wir überlaufene Strände durch cleveres Design entlasten? Oder mit Stadtplanerinnen und Stadtplanern zusammenarbeiten, um Touristenströme so geschickt zu lenken, wie wir es mit Besuchergruppen in Museen tun? Bald wird soweit kommen, dass die ersten Einbahnstraßenregelung für Sightseeing-Touren oder Ampeln für Selfie-Spots installiert werden.
Für alle, die es dieses Jahr heimatnah mögen: Entdecken wir unsere Städte neu! Als Münchner genieße ich es, im Sommer durch leere Straßen zu schlendern und so zu tun, als hätte ich die ganze Stadt für mich allein entworfen. Ein Tipp: Vergessen wir nicht, ab und zu zu winken – die wenigen verbliebenen Nachbarn freuen sich über jede Abwechslung.
Egal, ob wir uns für einen Abenteuerurlaub in der eigenen Badewanne oder eine Expedition zum letzten schneebedeckten Gipfel entscheiden, oder wo auch immer ein gutes Buch lesen – Hauptsache, wir kehren erholt zurück. Und denken wir daran: Sollte unser Urlaubsziel unter unserem Ansturm ins Wanken geraten, sehen wir es gelassen – als Architektinnen und Architekten haben wir leidvolle Erfahrung mit kniffligen Gebäuden.
Ich wünsche uns allen einen Sommer voller unerwarteter Entdeckungen und amüsanter Pannen – denn die machen bekanntlich die besten Urlaubsgeschichten!
Ein leicht überhitzter, aber stets optimistischer Kollege
Stuart Stadler
Architekt TUM

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